Endometriose und Kinderwunsch
«Wir sind seit einiger Zeit ein Paar und sehnen uns nach einem Kind. Eine Schwangerschaft haben wir jedoch bisher noch nicht erzielen können. Bei der Ehefrau/Partnerin wurde ausserdem eine Endometriose diagnostiziert. Diese wurde noch nicht behandelt.»
Eine Endometriose kann auf verschiedene Weise die Fruchtbarkeit einer Frau beeinträchtigen. Daher ist es besonders wichtig, eine optimale Kombination aus operativer und medikamentöser Therapie sowie einer individuell adaptierten Kinderwunschbehandlung zu finden
Endometriose ist eine häufige, gutartige, aber oft schmerzhafte chronische Frauenkrankheit. Sie beeinträchtigt durch die Schmerzen nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern oftmals auch die Fruchtbarkeit. Zudem kann sie zu psychisch-seelischen Belastungssituationen führen und die Partnerschaft beeinträchtigen. Die Endometriose kommt bei 10 bis 15 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter vor. Bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch findet sich in 30 bis 50 Prozent eine Endometriose.
Die Symptome sind sehr vielfältig. Die Schwere der Erkrankung zeigt sich dabei nicht unbedingt in der Schwere der Symptome, deshalb dauert es mitunter 6 bis 9 Jahre, bis die Diagnose einer Endometriose gestellt wird. Typische Symptome sind Unterbauchschmerzen, einen bis mehrere Tage vor der Periode beginnend und mit der Periode nachlassend. Die Schmerzen nehmen meist über die Jahre zu und können häufig durch die Einnahme einer Verhütungspille gemildert oder sogar ganz unterdrückt werden. Die korrekte Diagnose der Endometriose ist unerlässlich, um eine zielführende Therapie durchführen zu können
Die Endometriose ist eine Erkrankung, bei der sich Gebärmutterschleimhautzellen ausserhalb der Gebärmutter (meist im Unterbauch, an Eierstöcken, Bauchfell, Darm oder Blase) festsetzen und, wie die Gebärmutterschleimhaut in der Gebärmutter, einer hormonellen Steuerung ausgesetzt sind. Die Gebärmutterschleimhautzellen gelangen bei den meisten Frauen durch die Eileiter in den Bauchraum. Weshalb die Endometriosezellen sich bei gewissen Frauen im Bauchraum einnisten und bei anderen nicht, ist weiterhin unklar. Bei den betroffenen Frauen bilden sich immer neue Schleimhautinseln, welche bei jeder Blutung (zeitgleich mit der Menstruation) zu einer Entzündung der Umgebung führen.
Die Endometriose löst praktisch immer Entzündungsreaktionen aus und kann dadurch zu Verwachsungen führen. Falls diese an Eierstöcken oder Eileiter zu finden sind, können die Verwachsungen mechanisch/anatomisch die Funktion des Eisprungs respektive des Eizelltransports stören. Falls die Endometriosezysten in den Eierstöcken vorkommen, können sie dort die Eizellreserve und die Qualität der Eizellen sowie die Eizellreifung schädigen. Wenn die Gebärmuttermuskulatur von der Endometriose betroffen ist (sogenannte Adenomyose), kann es zu Einnistungsstörungen des Embryos kommen. Ausserdem kann die chronische Entzündung im Bauchraum bei einer aktiven Endometriose generell Substanzen freisetzen, welche die Eizell-, Samen- und Embryoqualität beeinträchtigen. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann der Geschlechtsverkehr so schmerzhaft sein, dass er sozusagen verunmöglicht wird.
Wie schon erwähnt, ist die Diagnose der Endometriose mitunter sehr schwierig. Abgesehen von den Symptomen kann unter Umständen eine ausführliche gynäkologische Untersuchung mit Ultraschall zur Diagnose führen. Häufig ist es jedoch nur mittels einer Bauchspiegelung möglich, die abschliessende Diagnose einer Endometriose zu stellen. Dabei ist es möglich – falls die Operation durch erfahrene Operateure in der Behandlung der Endometriose bei Kinderwunsch durchgeführt wird – den Zustand der inneren Organe so wiederherzustellen, dass eine Spontanschwangerschaft möglich wird.
Je nach Therapieziel sind verschiedene Behandlungen sinnvoll. Deshalb ist es enorm wichtig, für jede einzelne Patientin eine individuell auf sie abgestimmte Therapie anbieten zu können. Zur Verfügung stehen verschiedene medikamentöse wie auch die operative Behandlung. Die medikamentösen Behandlungsansätze können zwar die Symptome lindern oder während des Behandlungszeitraumes sogar ganz aufheben, es gibt jedoch keine medikamentöse Therapie, welche die Endometriose heilen kann. Nur die operative Entfernung aller Endometrioseherde kann in rund 70 Prozent aller Fälle die Endometriose definitiv heilen. Manchmal ist eine Kombination der verschiedenen Therapien sinnvoll. Bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist häufig die operative Behandlung notwendig, eventuell auch in Kombination mit einer Kinderwunschbehandlung.