Kinderwunsch nach Unterbindung

«Wir sind ein Paar und haben uns entschlossen, trotz der Unterbindung eines Partners noch ein Kind zu zeugen. Deshalb fragen wir uns, ob es eine Möglichkeit gibt, die Operation rückgängig zu machen.»

Das Leben ist unvorhersehbar! Obwohl man sich nach einer abgeschlossen geglaubten Familienplanung operativ hat unterbinden lassen, kann es Situationen geben, in denen man diese Entscheidung bereut. In den meisten Fällen ist es heutzutage möglich, die Unterbindung rückgängig zu machen. Alternativ kann meist eine Schwangerschaft durch eine künstliche Befruchtung erzielt werden.

Die Wiederherstellung der Eileiter nach Unterbindung muss unter starker Vergrösserung durchgeführt werden und unter Anwendung von gewebeschonenden mikrochirurgischen Techniken. Ursprünglich wird diese Operation über einen kleinen Bauchschnitt unter dem Operationsmikroskop in einer Allgemeinanästhesie durchgeführt. Anstelle der Operation am offenen Bauch wenden einige wenige Zentren weltweit die Technik der Mikro-Laparoskopie an.

Wir führen die Refertilisationsoperationen ausschliesslich laparoskopisch, das heisst über eine Bauchspiegelung ohne Eröffnung der Bauchhöhle durch. Der Eingriff wird ambulant durchgeführt, was bedeutet, dass der Spitalaufenthalt an der Frauenklinik des Kantonsspitals St. Gallen weniger als vierundzwanzig Stunden dauert. An einem Tag noch vor der Operation erfolgt eine ambulante ärztliche Voruntersuchung und ein Gespräch mit dem Anästhesiearzt

Die Erfolgsaussichten auf das Eintreten einer Schwangerschaft liegen bei Frauen bis zum achtunddreissigigsten Lebensjahr bei rund 80 Prozent. Nach dem vierzigsten Altersjahr sinkt die Schwangerschaftsrate entsprechend dem natürlichen Nachlassen der Fruchtbarkeit auf etwa 30 Prozent. Die meisten Schwangerschaften treten innerhalb von vier bis acht Monaten nach der Operation ein, können aber auch später innerhalb von bis vier Jahren auftreten. Die Zeitdauer zwischen durchgeführter Unterbindung und Wiederherstellungsoperation spielt bei der Frau im Gegensatz zum Mann keine Rolle.

Bei der Refertilisierung des Mannes werden die Samenleiter, die im Rahmen der Vasektomie durchtrennt wurden, wieder zusammengefügt. Die geläufigsten Methoden sind die Vasovasostomie und die Tubulovasostomie. Beide Operationen können ambulant unter lokaler Anästhesie oder Vollnarkose durchgeführt werden. Bei der Vasovasostomie werden die durchgetrennten Samenleiter über kleine Schnitte in der Hodenhaut freigelegt und mit einer speziellen, mehrschichtigen Nahttechnik wieder zusammengeführt. Die Durchgängigkeit der Samenleiter wird bereits während der Operation mikroskopisch überprüft. Finden sich beim vom Hoden kommenden Samenleiterende keine Spermien oder Spermienfragmente, können die Samenleiter direkt mit dem Nebenhoden verbunden werden. Diese Methode wird Tubulovasostomie genannt.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist die Zeitspanne zwischen Sterilisation und Refertilisierung. Wird eine Vasektomie nach fünf Jahren rückgängig gemacht, kann eine Schwangerschaftsrate von rund 75 Prozent erzielt werden. Zehn Jahre nach der Unterbindung liegt die Rate hingegen bereits deutlich unter 50 Prozent.